Grafik: Gerke/Ruge/HkD

Gemeindeentwicklung

Veränderungen in der Gesellschaft wahrnehmen

Grafik: Gerke/Ruge/HkD

Kirchengemeinden haben an gesellschaftlichen Veränderungen teil - ob sie es wollen oder nicht. Für Kirchenvorstände stellt sich daher die Frage: Nehmen wir Veränderungen in Kirche und Gemeinde zur Kenntnis oder wollen wir den Wandel bewusst und aktiv gestalten?

Gesellschaftliche Veränderungen beeinflussen auch die Kirchengemeinden

Zunächst sind die Veränderungen, mit denen die Kirche insgesamt, aber auch jede Gemeinde zu tun hat, bewusst wahrzunehmen. Es ist damit zu rechnen, dass sich in den kommenden Jahren verschiedene Trends, die bereits seit einiger Zeit zu beobachten sind, fortsetzen werden:

  • Die Zahl der Gemeindeglieder wird in den kommenden Jahren weiter sinken – nicht dramatisch, aber stetig.
  • Innerhalb der Gemeinden wird die Zahl der älteren Gemeindeglieder prozentual zunehmen.
  • In diesem Zusammenhang wird die Finanzkraft der Kirche weiter
    sinken.
  • In fast allen kirchlichen Berufsgruppen mangelt es künftig an Nachwuchs; unter anderem wird die Besetzung freier Pfarrstellen mit Schwierigkeiten verbunden sein.
  • In Folge dieser Faktoren wird der öffentliche Einfluss der Kirchen abnehmen.

Dem Trend einer kleiner werdenden Kirche stehen aber auch Faktoren gegenüber, die positive Veränderungen beschreiben:

  • Eine wachsende Zahl von Menschen ist in der Kirche ehrenamtlich engagiert und bereit, Verantwortung zu übernehmen.
  • Alternative Finanzierungskonzepte eröffnen neue Möglichkeiten.
  • Es wird über veränderte Berufsbilder und Rahmenbedingungen für die Arbeit der Hauptamtlichen nachgedacht.
  • Nach wie vor sind Religion und Kirche für viele Menschen wichtig; es werden insbesondere neue Formen der Spiritualität gesucht.

Grundsatz der Reformation: Die Kirche immer reformieren

Vieles spricht dafür, diese Entwicklungen der Gemeinde nicht nur zu beobachten, sondern Gemeinde aktiv zu entwickeln. Eine solche Grundhaltung entspricht dem Grundsatz der Reformation: „ecclesia semper reformanda“ – die Kirche ist immer zu reformieren.

Aktive Gemeinden sind attraktiv

Gemeinden, die ihre Entwicklung aktiv gestalten, sind sowohl für die Beteiligten als auch in der öffentlichen Wahrnehmung attraktiv. „Etwas zu wollen, das auch zu sagen und dann auch zu tun, hat seine eigene Faszination und zieht Menschen an, weil es mit Selbstbewusstsein einher geht. Und Selbstbewusstsein erzeugt ein Kraftfeld.“*

* Gerhard Wegner: Religiöse Produktivität, in: Elhaus, Wöhrmann (Hgg.) Wie Kirchengemeinden Ausstrahlung gewinnen, Herbst 2012

Grenzen der Gemeindeentwicklung

Ihre Grenze hat die Gemeindeentwicklung freilich da, wo wir Gottes Wirken in der Kirche erwarten. Ganz im Sinne Martin Luthers ist zwischen der unsichtbaren und der sichtbaren Kirche zu unterscheiden. Dass Menschen zum Glauben finden, und dass Gottes Reich unter uns wächst, das ist nicht unser Werk.

Gemeindeentwicklung ist planvolles Gestalten der Zukunft

Die Arbeit an der sichtbaren Gestalt der Kirche ist aber unsere Aufgabe. Die Gemeinde sollte die Herausforderungen der Zukunft annehmen und ihre sichtbare Gestalt entsprechend weiter entwickeln. So verstanden ist Gemeindeentwicklung immer ein planvolles Gestalten der Zukunft.

Einzelne Schritte der Gemeindeentwicklung

Unabhängig von der geistlichen Ausrichtung einer Gemeinde sind zunächst folgende Schritte für die Gemeindeentwicklung sinnvoll:

  • Entwicklung von Perspektiven
    Wer die Gemeinde weiter entwickeln möchte, muss sich darüber im Klaren sein, in welche Richtung es gehen soll. In einem ersten Schritt werden also Visionen oder ein Leitbild entwickelt. Daraus lassen sich anschließend Ziele für die Arbeit formulieren.
  • Analyse der gegenwärtigen Situation
    Vor dem Hintergrund der Zukunftsperspektiven ist die gegenwärtige Situation zu befragen: Vor welchen Herausforderungen stehen wir, was haben wir bereits erreicht und welche Ressourcen stehen uns zur weiteren Entwicklung der Gemeinde zur Verfügung?
  • Planung und Umsetzung
    In einem dritten Schritt geht es dann um die Planung und Umsetzung konkreter Maßnahmen.

Text: Matthias Wöhrmann, Leiter der Gemeindeberatung und Organisationsewntwicklung im Haus kirchlicher Dienste

Qualitätsentwicklung

Auch Qualitätsentwicklung erweist sich in Kirchengemeinden als geeignetes Instrument der Gemeindeentwicklung. Gemeinden machen sich mit Hilfe eines Dreischritts

  1. Grundlagen
  2. Mitarbeitende, Prozesse und Ausstattung,
  3. Ergebnisse

auf den Weg eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses.

Qualitätsentwicklung im HkD

Literatur

Philipp Elhaus, Matthias Wöhrmann (Hgg.), Wie Kirchengemeinden Ausstrahlung gewinnen, (Vandenhoeck und Ruprecht), Göttingen 2012